Einen Schlossherren für ein Interview zu erreichen ist gar nicht so einfach, vor allem dann nicht, wenn dieser noch im Berufsleben steckt und unter der Woche in Dresden arbeitet. Ende August telefonierte ich mit Christoph Bernhard. Der gebürtiger Gohliser liebt Meeresluft, Musik und gute Bücher, kommt an nahezu keiner Kirche vorbei, ohne hineinzugehen, ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Seit 1993 ist Christoph Bernhard Vereinsvorsitzender des Freundeskreises Gohliser Schlösschen e.V. und seit 2005 ehrenamtlicher Schlossherr.
Christoph Bernhard, Sie sind in Gohlis aufgewachsen und leben auch heute noch hier. Wie oft standen Sie vor der Wahl, den Gohliser KIEZ zu verlassen?
Ich lebe seit meiner Geburt in Gohlis. In diesen nun fast 60 Jahren habe ich die überwiegende Zeit auch hier verbracht. Meine Kindheit und Jugend habe ich in Gohlis-Nord gewohnt, dann habe ich eine Miniwohnung in Lindenau bezogen, war bei der Armee in Wolfen und Delitzsch, bin dann weiter zum Studieren nach Potsdam und seitdem bin ich in Gohlis-Mitte mit meiner Familie zuhause. Ich stand also mehrmals vor der Wahl, den Stadtteil zu verlassen und viermal habe ich mich für ein Umzug innerhalb von Gohlis entschlossen. Auch als ich 2014 das Angebot bekam, in Dresden zu arbeiten, haben meine Frau und ich uns entschieden, dass wir in Leipzig wohnen bleiben wollen.
Sie sind ehrenamtlicher Schlossherr vom Gohliser Schlösschen. Für einen gebürtigen Gohliser gibt es wohl kein höheres Ziel. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen und was bedeutet diese für sie?
Als ich 1992 dem Förderverein Gohliser Schlösschen e.V. beigetreten bin, zeichnete es sich noch nicht ab, dass ich nur ein Jahr später zum Vorsitzenden gewählt werde und diese Position 25 Jahre ausfüllen würde. Wir betreiben seit 2005 das Schlösschen im Auftrag der Stadt Leipzig. Seitdem bin ich als Vorsitzender – wenn Sie es so nennen wollen – ehrenamtlicher Schlossherr und im Fokus meiner Tätigkeit liegt die Hauptverantwortung für das Hausund das Organisieren von Geldern für z.B. Sanierungen oder die Anschaffung von Instrumenten. Um die Organisation und Umsetzung der wöchentlichen Sonntagskonzerte und -führungen, der Benefizkonzerte oder auch das Sommertheater kümmern sich insgesamt vier Mitarbeiter*innen im Haus unterstützt von einigen Ehrenamtlichen sowie zum Glück meiner sehr fleißigen Stellvertreterin und den Kollegen im Vorstand.
Sie sind Diplomlehrer, welche Rolle spielt Musik und Kultur für Sie außerhalb des beruflichen Kontextes?
Ich bin ja nun schon seit einigen Jahren nicht mehr als Lehrer tätig, wenngleich ich den Beruf als Musiklehrer sehr gerne ausgeübt habe. Musik und ein gutes Buch sind für mich aber noch immer ganz wesentliche Bestandteile in meinem Leben. Ich bin beruflich viel unterwegs, da genieße ich während der Fahrten im Auto gerne Musik zur Entspannung. Wenn ich in Leipzig bin, entspanne ich mich natürlich am besten im Kreis meiner Familie, aber ich genieße z.B. auch sehr die Konzerte des Thomanerchors, für den ich seit 10 Jahren als Ombudsmann im Einsatz bin.
Sie sind noch voll berufstätig und arbeiten unter der Woche in Dresden, dennoch sind Vereinsvorsitzender und Mitglied in verschiedenen Förderkreisen. Was treibt Sie an?
Das Bürgerschaftliche Engagement in Leipzig ist sehr stark, das schätze ich außerordentlich. Ich versuche meinen Teil dazu beizutragen, indem ich mich kulturell engagiere. Tatsächlich würde es nicht so viel Kultur in Leipzig geben, wenn nicht so viele ehrenamtlich in diesem Bereich tätig wären. Ich finde es wichtig, dass sich Bürger für ihre Bürgerstadt engagieren und freue mich, dass die Stadt so wächst und einen guten Ruf hat.
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Der Freundeskreis Gohliser Schlösschen e.V. freut sich über kulturinteressierte Bürger*innen, die sich vorstellen können, ehrenamtlich zu unterstützen. Ob in dem Veranstaltungsbereich, in gärtnerischer Hinsicht oder bei Projekten, der Verein freut sich über eine Kontaktaufnahme unter info@gohliser-schloss.de.
Auch als Mitglied im Freundeskreis kann man die Arbeit des Teams unterstützen und sich zugleich als Liebhaber*in von Baudenkmälern und Kunst positionieren. Zum Anmeldeformular geht es hier entlang.