Es ist ein sonniger Freitag im Februar und es ist 9.30 Uhr als ich Lars Laskowski zum Interview treffe. Fünf gut gelaunte Mitarbeiter werkeln in der Küche und bereiten den heutigen Mittagstisch vor, alle paar Minuten klingelt die Türglocke und die Kundschaft wählt ein herzhaftes Frühstück aus der Theke und nimmt im Gastraum der ehemaligen Bäckerei Schmidt in nordischem Ambiente mit französischem Touch Platz. Seit 2008 gibt es das Bistro Brotlos, seit 2016 wird es von Lars Laskowski geführt. In seinem Büro bei Kaffee und Käsebrötchen lerne ich den studierten Theatermaler kennen und frage mich, warum wir uns bisher noch nicht im KIEZ begegnet sind.
Du bist gebürtiger Dresdner und lebst seit 2009 in Leipzig. Was hat Dich nach Gohlis geführt?
Nachdem mich das Hochwasser in Dresden aus meiner Studenten-WG im wahrsten Sinne des Worte gespült hat, arbeitete ich in Hannover als Theatermaler und war Malsaalvorstandbei der dortigen Landesbühne. Nach einer weiteren Station als Malsaalvorstand am Stadttheater Trier bin ich eher zufällig in Leipzig-Gohlis gelandet, habe an der Oper Leipzig gearbeitet und bin meiner jetzigen Frau Undine begegnet. Gohlis hat als Stadtteil einen besonderen Stellenwert in Leipzig, der Spruch stimmt schon, wem es zu wohl ist, der wohnt in Gohlis! 2016 habe ich die Chance genutzt – gänzlich ohne Gastroerfahrung – dem Bistro brotlos in der Landsberger Straße 20 frischen Wind einzuhauchen und begebe mich seitdem in einen kulinarischen Spagat zwischen klassisch deftiger Hausmannskost und trendig moderner Küche. Außerdem sorgen wir dafür, dass im brotlos frühmorgens um sechs die zentrale Frühstücksanlaufstelle für alle fleißigen Kollegen in Orange ist.
Seit 2012 bist Du unter dem Label www.fars-art.com als Theatermaler selbstständig, bist Brotlos-Chef mit fünf Angestellten und 4-facher Familienvater. Wie bekommst Du das alles unter einen Hut?
Ich wohne und arbeite unter einem Dach, das ermöglicht mir zwölf Stunden täglich zu arbeiten und trotzdem meine Familie öfter zu sehen, als in der Zeit, wo ich für Malerei-Projekte in der ganzen Republik unterwegs war. Früh morgens holen sich die Kinder bei mir ihre „Schokobrötchen MIT! Butter“ und einen Abschiedskuss und zwischen 17 und 18 Uhr ist unsere heilige Abendbrots Zeit. Je nach Auftragslage kann ich mich am Abend meinem Kunsthandwerk in meiner Werkstatt in der Pittlerstraße widmen, oder noch mal kurz treppab ins Büro schnippsen.
Du bist Gemeindemitglied in der Versöhnungskirche, warst Gründungsmitglied des Fördervereins Hildegardstift e.V. , hast im letzten Sommer ein großes Hoffest mit dem Rock´n´Roll Club Sachsen „Dead Teds“ und einer tollen Band veranstaltet und bist Kunsthandwerker und Wahlgastronom. Woher nimmst Du deine Kraft und Energie?
Meine Familie ist jederzeit meine Nummer eins und Musik ist unser Allheilmittel. Ohne den 100% Rückhalt meiner Frau und die Unterstützung meiner ganzen Familie und guten Freunden ist das alles eigentlich kaum schaffbar.
Ich vergöttere Bach und liebe Wagner aber auch Metallica oder Rammstein. Als Kind habe ich Oboe gespielt, in der Kurende und in einem Gospelchor gesungen – auch meine Kinder wachsen mit Musik auf. Musik gehört für mich und meine Familie einfach dazu. Sie hebt, wenn es mal alles etwas knirscht super einfach die Stimmung und kann auch echt gut weitertreiben oder zum Abschalten helfen.
Was macht für dich der Gohliser KIEZ aus?
Mein Aktionsradius im riesigen Stadtteil Gohlis liegt zwischen S-Bahn-Brücke, Lützowstraße, Kasernengelände und Max-Liebermann-Straße. Hier lebe ich, hier kennen mich die Leute und ich sie. Hier versuche ich was zu bewegen. Ich würde hier auch niemals wegziehen, es sei denn die Mieten werden exorbitant steigen. Wenn ich eine Idee habe oder wenn mich jemand nach Unterstützung fragt, dann packe ich einfach mit an.
Ich würde gerne auch noch mehr machen in Gohlis, denn ich habe den Eindruck, dass die Leute, die Bock auf das richtige Leben hier im Stadtteil haben immer mehr verschwinden. Entweder bleiben sie zu Hause, ziehen weg, oder sie gehen in andere Stadtviertel aus. Das richtige Gefühl für den Stadtteil haben entweder Urgohliser, oder Leute die irgendwie einen an der Klatsche haben, so wie ich (lacht) oder die Kollegin Maike Steuer unten an der Georg-Schumann-Straße. Wirtschaftlich ist Gohlis für mich zwar noch ein Minusgeschäft, menschlich aber ein riesen Gewinn.
Wer Lars Laskowski im Brotlos (brotlos-leipzig.de) aufsuchen möchte, kann dies Montag bis Freitag von 6.30 Uhr bis 14:30 Uhr in der Landsberger Str. 20 in Gohlis tun. Wer den Mittagstisch genießen möchte, aber lieber an einem Ort seiner Wahl speisen möchte – die Speisen sind auch zum Mitnehmen. Hier gibt es den Speiseplan sogar online.